Ich habe letzte Woche einen großen Konzern im Bereich von Textil-Management besucht und habe eine Führung bekommen. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer des Standortes haben wir schnell erfahren müssen, dass die Branche der Textilreiniger ein großes Nachwuchsproblem hat, weil auch die Bezeichnung des Textilreinigers oder Wäscher bei den jungen Menschen nicht so gut ankommt. Ähnlich wie in vielen anderen Branchen wird gerade daran gearbeitet, dass der Ausbildungsberuf in Textroniker umbenannt wird, um das eigentliche Berufsbild nicht nur ansprechender zu gestalten, sondern es auch mit aktuellem Inhalt zu füllen.
Das Textil-Management beinhaltet auch die professionelle Reinigung von Berufskleidung. Jedoch wird hier nicht Kleidung in eine herkömmliche Waschmaschine gesteckt, dann im Anschluss im Trocker weiterverarbeitet und am Ende einfach auf ein Bügeleisen gelegt. Pro Tag durchlaufen mehrere tausend Kleidungsstücke die Waschstraße, denn die Kleidung verlässt noch am gleichen Tag wieder die Wäscherei und wird mit dem LKW zurück zum Kunden gebracht. Wir haben uns den gesamten Prozess von der Anlieferung bis zur Auslieferung zeigen lassen und waren verblüfft.
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Textroniker stehen vor großen Herausforderungen
Unser Ansprechpartner vor Ort ist seit fast 20 Jahren an diesem Standort und berichtete leidenschaftlich von den vielen Modernisierungen, die er bereits mitgestaltet hat, aber die auch in den kommenden Jahren durchgeführt wurden. Er selbst konzipierte Teile der Waschstraße, entwickelte eigene Patente und treibt nun den Fortschritt im Textil-Management fort. Der junge Textroniker bedient heute eine millionenschwere Schaltzentrale, überwacht die Prozesse, managt eine Vielzahl an Angestellten und optimiert gleichzeitig die Abläufe. Es gibt große Karrierechancen in der Textil-Branche, denn die Digitalisierung und auch die Automatisierung dieses Prozesses stecken noch in den Kinderschuhen.
Ausbildung zum digitalen Textroniker
Die Möglichkeiten für das textile Internet der Dinge haben bereits viele Experten aus der Branche erkannt und erwarten hier einen milliardenschweren Markt, der sich bereits in naher Zukunft öffnen wird. Wenn T-Shirts plötzlich Puls messen oder die Fasern eines Textilstücks auch Strom erzeugen, dann wird sich auch die Berufsbekleidung eines Tages ändern und die Wäschereien stehen vor großen Herausforderungen, die dann junge Textroniker lösen müssen. All diese Produkte werden bereits diskutiert und eine Studie zu diesem Thema wurde in Österreich bereits vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert, wie hier nachzulesen ist.
Neue, moderne und angepasste Ausbildungsberufe braucht das Land
Der neugestaltete Ausbildungsberuf zum Textroniker ist gerade jetzt die Chance für junge Menschen auf eine Branche zu setzen, die noch ganz am Anfang eines digitalen Wandels steht. Somit beschäftigen sich die Textilreiniger mit der Digitalisierung, aber auch dem Klimaschutz und werden einen wichtigen Beitrag für unsere Zukunft leisten. Wir sahen während der Führung, wie Barcodescanner aus dem Bereich der Produktkennzeichnung die Berufsbekleidung verfolgt hat, wie Fehlerquellen via Touchscreens übermittelt wurden und hörten von der Ankunft erster Roboter und Machine-Learning, um Mängel in sekundenschnelle via 3D-Fotografie und 3D-Scans auszusortieren.
Noch ist es nicht offiziell in Deutschland, dass der Ausbildungsberuf bald in Deutschland startet, doch verschiedene Fachleute engagieren sich für die Aktualisierung eines in die Jahre gekommenen Berufsbildes, um dem Nachwuchs das richtige Bild hinter der Textilreinigung und dem Textil-Management näher zu bringen. Textilmanagement ist in Deutschland schon ein Studiengang.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein großes Thema
Bei der wirklich spannenden Führung durch den Wäscheprozess waren Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein großes Thema. Bei der Reinigung von Putztüchern und Berufsbekleidung wird in dem Unternehmen das Öl getrennt und für den eigenen Verbrauch recycelt. Dadurch wird ein großer Teil des Eigenbedarfs gedeckt, aber die Geschäftsleitung am Standort weiß bereits, dass hier zeitnah neue Technologien zum Einsatz kommen müssen, um den notwenigen Beitrag für den Klimaschutz leisten zu müssen.
Die Reinigung der Berufsbekleidung arbeitet im Prozess direkt mit Nähern und Näherinnen zusammen, die Fehler schnell beseitigen, damit die Berufsbekleidung nicht voreilig in den Müll geschmissen wird.
Textilsharing betritt die Sharing Economy
Textilsharing kann ein weiterer Baustein sein, denn hier besitzen Unternehmen ihre Kleidung nicht, sondern diese stammt aus einem Pool von Arbeitskleidung, der in Form einer Dienstleistung gewaschen und ausgetauscht wird, damit im betrieblichen Ablauf die saubere Berufskleidung vor Ort ist. Sharing ist ein Trendthema, denn die Sharing Economy ist bereits bei Transportmitteln, Arbeitsplätzen und in vielen anderen Bereichen etabliert. Im Zeitalter der Fast Fashion ist Textilsharing natürlich interessant. Wenn das Material in der Masse verliehen wird oder geteilt wird, dann kann dieses Material auch für neue Kollektionen wiederverwendet werden, um auch hier viel Müll einsparen zu können.
Fast Fashion steht unter Beobachtung
Fast Fashion ist gerade in den negativen Schlagzeilen, weil Billigmode-Anbieter im Jahr mit Absicht sehr viele neue Kollektionen auf den Markt bringen, um Käufer:innen in die Läden und Online-Shops zu ziehen, aber gleichzeitig den größten Teil der dann vergangenen Kollektion auf den Müll schmeißen. Jedes Jahr entsteht laut einem FAZ-Artikel ein Müllberg im wert von 500 Milliarden Dollar.
Könnt ihr euch vorstellen als Textroniker für die Wäsche von Berufskleidung zuständig zu sein, um gleichzeitig die Prozesse zu digitalisieren und automatisieren? Eine sich schnell entwickelnde Branche mit so vielen Möglichkeiten wartet auf deinen Einsatz. Eine Ausbildung ist längst kein Nachteil gegenüber eines Studiums mehr, denn du kannst die Karriereleiter danach noch immer mit Hilfe eines anschließenden Studiums oder besonderen Leistung im Arbeitsalltag bis ganz nach oben klettern.